Antiziganistischer Bild-Zeitungsbericht vom Presserat verurteilt

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Der Artikel in der BILD Zeitung vom 31.03.2022 stellt ein drastisches Beispiel für extremen Antiziganismus dar. Er reproduziert und verstärkt auf unverantwortliche Weise die Feindschaft und Vorurteile der Mehrheitsgesellschaft gegenüber dem Volk der Roma und Sinti. In dem Artikel wurden nahezu sämtliche antiziganistische Vorurteile in 310 Worten reproduziert.

Die Autorin des Artikels suggeriert eine vermeintliche Insiderquelle in Form von „Fr. Beate P.“, die angeblich Mitglied der Bayerischen Polizei ist. Es ist jedoch äußerst fraglich, ob eine solche Person tatsächlich existiert. Unter dem Deckmantel dieser angeblichen Insiderinformation werden sämtliche diskriminierenden und rassistischen Vorurteile gegenüber Roma und Sinti in vollem Umfang geschürt. Der Artikel bedient sich dabei einer breiten Palette an antiziganistischen Stereotypen, die bis hin zur potenziellen Volksverhetzung reichen. Hierzu zählen die Darstellung von Roma und Sinti als Kriminelle, Lügner, Diebe, Zerstörer, Krankheitsüberträger und Ungepflegte.

Ursprünglich wurde im Artikel von „Zigeuner-Großfamilien“ gesprochen, was mittlerweile korrigiert wurde (siehe Quelle: https://www.unsertirol24.com/2022/03/31/nur-ein-bruchteil-sind-wirklich-ukrainische-fluechtlinge/). Diese Aussage ist problematisch, da es in der Ukraine keine Sinti gibt. Dadurch entsteht automatisch der Eindruck, dass die Person Beate P. sich widerspricht. Einerseits spricht sie von „nur ein Bruchteil wirklicher ukrainischer Flüchtlinge“, um im nächsten Zitat kriminelles Verhalten zu unterstellen, da die Pässe angeblich neu seien. Dadurch wird suggeriert, dass es sich nicht um ukrainische Roma handeln könne. Es ist jedoch unklar, welche andere ethnische Gruppe hier gemeint sein soll.

Des Weiteren besitzt die Verknüpfung mit der Minderheit keinen informativen Mehrwert im Kontext des Artikels. Dieser Abschnitt suggeriert, dass Roma als „Zigeuner“ im Sinne des Antiziganismus betrachtet werden sollen. Zudem werden hier historische Vorurteile aufgegriffen, indem Roma fälschlicherweise mit der Verbreitung von Seuchen und Krankheiten in Verbindung gebracht werden.

Der Abschnitt kriminalisiert Roma und stellt sie als gewalttätig dar. Es wird pauschal angenommen, dass die im Artikel beschriebenen Personen „Zigeuner“ seien, ohne eine Unschuldsvermutung zu berücksichtigen. Der folgende Abschnitt hetzt gegen die vermeintlich „diebischen“, „zerstörerischen“ und „dreckigen“ Roma. Die Unschuldsvermutung findet in diesem Artikel keine Anwendung für Roma.

Die Entscheidung des Presserats vom 14.07.2022 verurteilte den Artikel als extrem antiziganistisch. Am 14. Juli 2022 traf der Deutsche Presserat eine Entscheidung bezüglich des BILD-Artikels. Es wurde entschieden, dass der Artikel in der Tat antiziganistische Vorurteile reproduziert hatte. Die Entscheidung des Presserats bewertete den Artikel kritisch und warf ein Schlaglicht auf die problematische Berichterstattung in den Medien.

Trotz dieser Entscheidung ermitteln die Kriminalpolizei und Staatsanwaltschaft noch immer zu dem Fall. Nähere Informationen sowie sämtliche Dokumente und den gesamten Vorgang finden sich auf der Website RomaEdu.org/Bild, einer Aktion des Bildungsvereins der Roma zu Hamburg und des Europäischen Zentrums für Antiziganismus.

Quelle: RomaEdu.org/ BILD/