Erfolgreiche bleiben unsichtbar

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In unserem Bildungssystem herrscht ein tiefverwurzelter Antiziganismus, der insbesondere Roma und Sinti Jugendliche benachteiligt. Eine schmerzhafte Realität zeigt sich: Erfolg im Bildungssystem ist oft nur möglich, wenn die Zugehörigkeit zu dieser Minderheit verborgen bleibt.


Titel: Bildungssystem und Antiziganismus: Die unsichtbare Hürde für Roma und Sinti

Einleitung: Im deutschen Bildungssystem sind Gleichberechtigung und Chancengleichheit zentrale Anliegen. Dennoch zeigt sich eine besorgniserregende Realität für eine spezifische Minderheit: Roma und Sinti. Trotz Bemühungen um Inklusion und Diversität werden sie im Bildungswesen nach wie vor vor massive Herausforderungen gestellt. Dieser Beitrag wirft einen kritischen Blick auf die tiefverwurzelte Diskriminierung, mit der Roma und Sinti konfrontiert sind, sobald ihre Identität bekannt wird.

Antiziganismus im Bildungswesen: Der gesellschaftliche Antiziganismus, der in vielen Teilen Europas fortbesteht, manifestiert sich auch im Bildungssystem. Lehrkräfte, oft unwissentlich, übernehmen Stereotypen und Vorurteile gegenüber Roma und Sinti, sobald sie von der Zugehörigkeit der Schülerinnen und Schüler zu dieser Minderheit erfahren. Dies führt zu einer voreingenommenen Einschätzung und kann schwerwiegende Folgen für die Bildungschancen der betroffenen Kinder und Jugendlichen haben.

Die unsichtbare Identität: Ein bemerkenswertes Phänomen ist, dass Roma und Sinti oft dann erfolgreich im Bildungssystem sind, wenn ihre ethnische Zugehörigkeit nicht erkennbar ist. Dieses Verstecken der Identität ist keine freiwillige Entscheidung, sondern eine Reaktion auf die tiefverwurzelte Diskriminierung, die sie erfahren. Es ist ein Überlebensmechanismus, der aus der Notwendigkeit entsteht, Vorurteilen und Stereotypen zu entgehen.

Die Schwierigkeiten der Bildungsexkludierten: Besonders tragisch ist die Tatsache, dass diejenigen Eltern und Großeltern, die aufgrund ihrer eigenen Bildungsexklusion Schwierigkeiten haben, ihren Kindern beim Lernen zu helfen, oft keine ausreichende Unterstützung bieten können. Diese generationsübergreifende Bildungsexklusion verstärkt den Teufelskreis der Benachteiligung.

Ein persönliches Beispiel: Marko D. Knudsen, ein bekannter Antiziganismusforscher und selbst Roma, hat am eigenen Leib erfahren, wie die Offenlegung seiner Identität sein schulisches Leben beeinflusste. Nachdem er sich geoutet hatte, sah er sich plötzlich mit veränderten Noten und geringeren Erwartungen konfrontiert. Ein Klassenlehrer degradierte seine Leistungen und prophezeite, dass aus ihm ohnehin nichts werden würde.

Fazit: Das Bildungssystem muss einen Raum schaffen, in dem jede Schülerin und jeder Schüler unabhängig von ihrer ethnischen Zugehörigkeit gleiche Chancen erhält. Der Weg dorthin erfordert ein entschlossenes Vorgehen gegen den tiefverwurzelten Antiziganismus, der auch im Bildungswesen seine Spuren hinterlassen hat. Erst wenn dieser unsichtbare Hürden beseitigt sind, kann das Bildungssystem seine Versprechen der Chancengleichheit für alle Schülerinnen und Schüler einlösen.