Aus dem Bericht der Unabhängigen Kommission Antiziganismus mit dem Titel “ Perspektivwechsel. Nachholende Gerechtigkeit. Partizipation.“ Beauftragt durch das Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat.
Die Unabhängige Kommission Antiziganismus empfiehlt …
• den Vereinen, zivilcouragierte Fangruppen stärker und deutlicher zu unterstützen, zum Beispiel durch Ermöglichung von Fanaktionen im Stadion oder durch Sichtbarkeit ihrer Aktionen in Vereinsmedien wie dem Stadionmagazin.
• den Vereinen, ein Leitbild zu verfassen, einen Antidiskriminierungsparagrafen in die Stadionordnung zu schreiben sowie ihre Mitarbeiter_innen in Schulungen gegen Diskriminierung zu sensibilisieren. Darüber hinaus sollten Vereine Kooperationen mit Selbstorganisationen von Roma und Sinti initiieren, Aktionsspieltage gegen Antiziganismus ausrichten und sich öffentlich gegen Antiziganismus positionieren.
• dass Vereine Workshops für Spieler_innen und Vereinsmitarbeitende zu sozialer Verantwortung und Diskriminierung etablieren.
• den Vereinen, in Kooperation mit den Ordnungsdiensten sicherzustellen, dass diese im Rahmen von Schulungen zu Rassismus und Diskriminierung auch für Antiziganismus sensibilisiert werden.
• den Bundesländern und Kommunen, einen größeren finanziellen Beitrag zu leisten, damit Fanprojekte das Thema Antiziganismus dauerhaft etablieren und bearbeiten können, zum Beispiel durch das Knüpfen von Netzwerken mit lokalen Selbstorganisationen von Roma und Sintiund durch die Organisation von Veranstaltungen.
• dass der Deutsche Fußball-Bund (DFB), seine Regional- und Landesverbände eine kritische Auseinandersetzung mit Antiziganismus als festen Bestandteil von Trainerlehrgängen sowie in Schulungen etabliert, zum Beispiel von Schiedsrichter_innen und Sportgerichten. • eine breit angelegte Tagung zu „Antiziganismus im Fußball“ durch den DFB, in Kooperation mit Fanprojekten und Selbstorganisationen. Im Rahmen einer solchen Tagung können sich verschiedene Akteur_innen mit ihren spezifischen Erfahrungen, Kontexten sowie Kompetenzen einbringen und sich darüber austauschen, 1.) wie Antiziganismus erkennbar bzw. besser zu erkennen ist, 2.) welche Möglichkeiten es gibt, das Problem zu thematisieren,
und 3.) welche Strategien sich – individuell und gemeinsam – entwickeln lassen, um Antiziganismus explizit in bestehende Maßnahmen und Programme gegen Diskriminierung im Fußball einzubinden und neue Formate zu entwickeln.
• dass der DFB eine bundesweite Antidiskriminierungsstelle für Fußball und Fankulturen einrichtet. Eine solche Antidiskriminierungsstelle böte die Chance, verstreutes Wissen aus unterschiedlichen Bereichen zu bündeln und als institutionalisiertes Wissen verfügbar zu machen. Dabei ließe sich das Engagement gegen Antiziganismus mit dem Engagement gegen andere Diskriminierungsformen im Fußball verbinden, da es Überschneidungen zwischen verschiedenen Rassismen gibt. Zentrale Aufgaben der bundesweiten Antidiskriminierungsstelle wären Kampagnen und Initiativen gegen Rassismus, überdies auch Dokumentation, Vernetzung, Beratung und Aufklärung. Die Stelle sollte die Akteur_innen in ihren Anstrengungen vor Ort unterstützen und Ansprechpartner für Verbände, Vereine, Politik, Initiativen, Medien, Fanprojekte, Einzelpersonen und andere Akteur_innen sein. Sie sollte präventiv tätig sein und zudem als „mobile Beratungsstelle“ agieren, um bei Konflikten oder Problemen zu moderieren und zu unterstützen. Eine solche feste Einrichtung könnte wesentlich dazu beitragen, das Bewusstsein (nicht nur) für antiziganistische Praktiken im Fußball und dessen Umfeld zu schärfen sowie spezifische Präventionsstrategien zu entwickeln. Zugleich darf sie nicht in Konkurrenz (zum Beispiel um Fördermittel) zu bestehenden, erfolgreich arbeitenden Fanprojekten und anderen Akteur_innen treten und sollte mit Selbstorganisationen kooperieren sowie auf allen Arbeitsebenen Mitarbeiter_innen mit Diskriminierungserfahrungen beschäftigen.
• dem Bundesministerium für Bildung und Forschung, qualitative und quantitative Studien zu Antiziganismus im Fußball zu fördern, in denen auch präzise Handlungsempfehlungen und Gegenmaßnahmen erarbeitet werden
Wir haben Genderungen durch die Volksbezeichnung „Roma und Sinti“ ersetzt. Zur Begründung:
- Es wird auch nicht im Ursprungsbericht überall gendergerecht formuliert.
- Der Bericht weist auf die kontroverse Diskussion zur Genderung hin.
- Wir möchten als Volk wahrgenommen werden. Als Individuen kann uns jeder gerne in unserer Vielfalt kennenlernen.
- Wenn es wirklich konsequent um Genderung geht, müsste man auch „Franzosen und Französinnen“ als „Femme et Homme“ formulieren. Bitte verstehen Sie diese Absurdität.
- Wir bevorzugen generell die Verwendung einer geschlechtsneutralen Form in der Sprache des Romanes.