„Borat“ 2006

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Insgesamt hat der Film „Borat“ den Begriff des Antiziganismus im Jahr 2006 weltweit bekannt gemacht, da er exemplarisch zeigt, wie antiziganistische Vorurteile und Stereotype durch die Populärkultur weiterverbreitet werden können. Es liegt nun an der Gesellschaft, sich dieser Problematik bewusst zu werden und aktiv dagegen anzugehen.

Der Film „Borat“ von Sacha Baron Cohen, veröffentlicht im Jahr 2006, erlangte nicht nur wegen seiner kontroversen Inhalte, sondern auch aufgrund seiner Darstellung von Roma und Sinti große Aufmerksamkeit. Die folgenden Texte und Analysen bieten einen Einblick in die verschiedenen Reaktionen und die Debatte rund um den Film:

Presseerklärung des Europäischen Zentrums für Antiziganismusforschung (EZAF): Das EZAF stellte am 16. Oktober 2006 eine Strafanzeige gegen Sacha Baron Cohen (alias „Borat“), Twentieth Century Fox Home Entertainment Germany GmbH und den Webspaceprovider Schlund + Partner AG beim Hamburger Leitenden Oberstaatsanwalt. Dem oben Genannten wurden volksverhetzende Aussagen, Beleidigung, Aufruf zur Gewalt gegen Roma und Sinti sowie Verstoß gegen das Gleichbehandlungsgesetz vorgeworfen. Die Anwälte des European Roma and Travellers Forum in Straßburg, der Rom und Cinti Union – Hamburg und des Europäischen Zentrums für Antiziganismusforschung arbeiteten an einem Antrag auf Einstweilige Verfügung gegen den Film. Die Presseerklärung betonte die Verantwortung, solche Inhalte angesichts des Zuwachses rechtsradikaler Gewalttaten in Deutschland zu unterbinden.

„Du doch schon lernen in Schule: Du nicht drehen Zigeuner Rücken zu“
„Lektion 4: Zigeuner !
Was du nennen in andere Stadt Tauben und Ratten, das nennen bei uns Zigeuner.
Stinken, machen Dreck, klauen und pissen wohin wollen. Auch manchmal dich
belegen mit böse Fluch, wenn du haben wieder eines von Zigeuner-Balgen
kaputtgefahren. TIPP: Du halten dir eine Zigeuner im Keller für Abzapfung von
Zigeunertränen….“
„…schöne seltene Goldschmuck aus Mund von tote Zigeuner“
„…aber riechen wie tote Zigeuner“

Website zu Borat Film 2006

Presseerklärung zur Einstellung der „Zigeuner“-Kampagne: Nach einer Filmvorführung am 25. Oktober 2006 in Hamburg für Vertreter des European Roma and Travellers Forum in Straßburg, der Rom und Cinti Union sowie des Europäischen Zentrums für Antiziganismusforschung wurde bekanntgegeben, dass 20th Century Fox Of Germany GmbH die „Zigeuner“-Werbekampagne für Borat einstellte. Dies geschah als Reaktion auf die Kritik und die Strafanzeigen wegen volksverhetzender Aussagen. Die Anstrengungen zur Eindämmung des Antiziganismus im Film: Vertreter von Roma- und Sinti-Verbänden sowie Menschenrechtsaktivisten setzten sich intensiv für die Einstellung der als beleidigend empfundenen Werbekampagne und die Änderung des Films ein. Der Filmverleih reagierte schließlich und entfernte einige problematische Elemente aus der Werbekampagne sowie aus dem Filmtrailer. Darüber hinaus verpflichtete sich der Filmverleih, die strittigen Szenen im Fernsehen zu verändern oder auszutauschen.

Wissenschaftliche Analyse des „Borat“ Filmes: Die Analyse betont, dass Roma im Film lediglich als Ausbeutungsreservoir für Pseudosatire dienen. Die Romakultur und die unterprivilegierte Stellung des Romavolkes werden in dem Film missbräuchlich verwendet. Klischees über Roma werden reproduziert, ohne dass sie gebrochen oder hinterfragt werden. Die Analyse hebt hervor, dass der Film nicht zur Reflexion von diskriminierenden Stereotypen beiträgt. Der Film „Borat“ präsentierte eine fiktive kasachische Figur, die durch die USA reiste und dabei auf verschiedene kulturelle und soziale Aspekte stieß. Eine besonders kontroverse Szene im Film war, als Borat einen Hummer Jeep kaufen wollte und den Verkäufer fragte, ob der Wagen kaputt gehen würde, wenn er damit in eine Gruppe „Zigeuner“ fährt. Dieser Teil des Films wurde von vielen als rassistisch und diskriminierend gegenüber Roma wahrgenommen. Die Verwendung des Begriffs „Zigeuner“ in dieser Szene ist ein Beispiel für Antiziganismus, da er auf negative Stereotypen und Vorurteile hinweist, die mit dieser ethnischen Gruppe verbunden sind. mEs ist wichtig zu betonen, dass dieser Film nicht als Satire im eigentlichen Sinne betrachtet werden kann, da er keine kritische Reflexion der diskriminierenden Stereotype ermöglicht. Stattdessen bedient er sich dieser Klischees, ohne sie zu hinterfragen oder zu dekonstruieren. Dies führte dazu, dass viele Roma und Sinti sich durch den Film diskriminiert und verletzt fühlten.

Es ist bedeutsam festzuhalten, dass der Film trotz seiner humoristischen Absicht dazu beitrug, antiziganistische Stereotypen zu verbreiten und zu verstärken. Diese Darstellungen trugen nicht zur Reflexion oder zur kritischen Auseinandersetzung mit Diskriminierung bei, sondern nutzten sie als humoristisches Mittel. Es ist anzumerken, dass Satire, selbst wenn sie als solche verstanden wird, nicht zwangsläufig zur Reflexion von diskriminierenden Stereotypen beitragen kann.

Erfolg für die Antiziganismusforschung: Der Film „Borat“ hat den Begriff „Antiziganismus“ 2006 weltweit bekannt gemacht. Durch die kontroverse Darstellung von Roma und Sinti fand eine intensive Debatte über die Grenzen der künstlerischen Freiheit statt. Das Europäische Zentrum für Antiziganismusforschung spielte eine zentrale Rolle in der Auseinandersetzung mit dem Film und der Sensibilisierung für antiziganistische Stereotypen.

Streitfall „Borat“Vom Witz zur Justiz, Spiegel

Der Film „Borat“ führte zu einer breiten Diskussion über die Grenzen der Satire und die Verantwortung von Künstlern gegenüber diskriminierten Minderheiten, insbesondere den Roma und Sinti. Trotz der Kontroversen hat diese Debatte zu einer gesteigerten Sensibilität für Antiziganismus in der Gesellschaft beigetragen.

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