Handlungsempfehlungen:Lehrpläne und Schulbücher

Die Unabhängige Kommission Antiziganismus empfiehlt …

• die explizite Thematisierung von Alltagsrassismus und Antiziganismus. Erscheinungsformen und Wirkungsweisen von Alltagsrassismus und dessen antiziganistische Ausprägungen in den gegenwärtigen Institutionen sind explizit zu thematisieren und in den Schulunterricht einzubinden.

• die Aufklärung über die Geschichte und Wirkung des Völkermords an den europäischen Roma und Sinti . In den Schulbüchern sind differenzierte Informationen über die rassistische Ausgrenzung, Stigmatisierung und systematische Ermordung der Roma und Sintiim Nationalsozialismus bereitzustellen. Das Thema ist in den Lehrplänen zu verankern.

die Thematisierung der fortgesetzten Stigmatisierung nach 1945. Neben der Information über die Verfolgung im Nationalsozialismus und den Völkermord sind in Schulbüchern die Denk und Handlungsmuster zu thematisieren, die zu den Kontinuitäten der Stigmatisierung und Ausgrenzung nach 1945 geführt haben. 252 Bericht der Unabhängigen Kommission Antiziganismus

• Informationen über Selbstbehauptung, Überlebensstrategien und Widerstand. Die widerständigen Handlungen von Roma und Sinti im Kontext ihrer Entrechtung, Verfolgung und Ermordung während des Nationalsozialismus sind in Schulbüchern sichtbar und die Stimmen der Überlebenden stärker hörbar zu machen.

• das Benennen von Täterschaft. Täterschaften der Verfolgung sind in Schulbüchern explizit anzusprechen und die Motive der Täter_innen sind darzustellen, insbesondere ist auf die Kontinuitäten der rassistischen „Zigeunerforschung“ und deren Folgen für die davon Getroffenen einzugehen.

• die Vermeidung der Reproduktion von Stereotypen. Bei der Verwendung von Bild- und Textquellen im Unterricht ist stärker darauf zu achten, Stereotypisierungen nicht zu reproduzieren.

• das Sichtbarmachen des Rassismus gegen Roma und Sinti in der Gegenwart. Gegenwärtige Auswirkungen von antiziganistischem Rassismus sind expliziter aufzuzeigen, insbesondere deren institutionalisierte Formen im Bildungsbereich, auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt sowie hinsichtlich der Sicherheitsbehörden. Alltägliche Diskriminierungen von Roma und Sinti sind im Unterricht aller Schulformen als Ausdruck von Alltagsrassismus einzuordnen.

• die Darstellung von Zugehörigkeiten. Die Zugehörigkeit von Roma und Sinti zur deutschen Gesellschaft wie zu den europäischen Gesellschaften ist in den Schulbüchern deutlicher darzustellen. Ausgrenzende und fremdmachende Formulierungen sind zu vermeiden.

• die Darstellung der Handlungsfähigkeit der Betroffenen von Antiziganismus. Die Aktivitäten von Roma und Sinti selbst in der Bekämpfung des Antiziganismus sind stärker aufzuzeigen. Über Selbstorganisationen als relevante Interessenvertreter_innen ist in den Schulbüchern zu informieren, ebenso wie über die Geschichte der Bürger_innenrechtsbewegung in Deutschland und Europa.

• die Mitwirkung von Vertreter_innen aus Selbstorganisationen der Roma und Sintian Bildungsplänen und Schulbüchern. An der Gestaltung von Bildungsplänen und Schulbüchern sind Vertreter_innen aus Selbstorganisationen der Roma und Sintizu beteiligen.

• Rezeptionsforschung. Die Forschung zur Rezeption von Schulbuchinhalten hinsichtlich Antiziganismus/Rassismus gegen Roma und Sinti ist zu fördern.

• Migration als Normalfall zu thematisieren. Eine stärker inklusive Erzählung von Migration als Weltgeschichte, die alle angeht und nicht spezifisch für Roma und Sinti gilt, ist in den Curricula und Schulbüchern umzusetzen.

• Bildungsempfehlungen gegen Antiziganismus durch die Kultusministerkonferenz (KMK). Seitens der KMK sind Bildungsempfehlungen zur Geschichte und gegenwärtigen Situation von Roma und Sinti in Deutschland und Europa auszusprechen und die Verankerung der Thematik des antiziganistischen Rassismus in Bildungsplänen und Schulbüchern ist sicherzustellen.

Wir haben Genderungen durch die Volksbezeichnung „Roma und Sinti“ ersetzt. Zur Begründung:

  • Es wird auch nicht im Ursprungsbericht überall gendergerecht formuliert.
  • Der Bericht weist auf die kontroverse Diskussion zur Genderung hin.
  • Wir möchten als Volk wahrgenommen werden. Als Individuen kann uns jeder gerne in unserer Vielfalt kennenlernen.
  • Wenn es wirklich konsequent um Genderung geht, müsste man auch „Franzosen und Französinnen“ als „Femme et Homme“ formulieren. Bitte verstehen Sie diese Absurdität.
  • Wir bevorzugen generell die Verwendung einer geschlechtsneutralen Form in der Sprache des Romanes.