Außerschulische Bildung Antiziganismuskritische Bildungsarbeit
Die Unabhängige Kommission Antiziganismus empfiehlt …
• die Mitwirkung von Vertreter_innen der Selbstorganisationen der Roma und Sintian der Formulierung von Förderrichtlinien. Bei der Ausgestaltung der Programme des Bundes und der Länder, die für eine Förderung von Projekten gegen Antiziganismus/Rassismus gegen Roma und Sinti infrage kommen, sind die Selbstorganisationen zu beteiligen, um die Bedarfsgerechtigkeit der Förderrichtlinien für diesen Bereich zu erhöhen.
• die Erhöhung des Anteils der Selbstorganisationen der Roma und Sinti unter den geförderten Projekten. Unter den durch Bundes- und insbesondere durch Länderprogramme geförderten Projektträger_innen ist der Anteil der Selbstorganisationen zu erhöhen, um deren langjährige Erfahrung bei der Umsetzung von Maßnahmen zu nutzen.
Die Unabhängige Kommission Antiziganismus empfiehlt …
• die dauerhaft angelegte finanzielle Förderung freier Bildungsträger_innen. Die Materialerstellung, Programmentwicklung und Durchführung von Angeboten zu antiziganismuskritischer Bildung durch freie Bildungsträger_ innen ist durch die Länder und Kommunen dauerhaft finanziell zu fördern, um eine Intensivierung und höhere Nachhaltigkeit antiziganismuskritischer Bildungsarbeit zu erreichen. In der Trägerlandschaft der außerschulischen historisch-politischen Bildung sind Selbstorganisationen der Roma und Sinti verstärkt zu berücksichtigen.
• die Erweiterung der Angebote, die verstärkte Qualifizierung von Multiplikator_innen und den Ausbau der Personalressourcen. Angebote zu Antiziganismus/Rassismus gegen Roma und Sinti sind in der außerschulischen politischen Bildung ebenso wie innerhalb der Erwachsenenbildung zu intensivieren. Dazu sind die Personalressourcen bei den Anbietern historisch-politischer Bildung in außerschulischen Feldern auszubauen. Um dies zu erreichen, ist die Qualifizierung von Multiplikator_innen für die Jugend und Erwachsenenbildung durch Fortbildungen in antiziganismuskritischer Vermittlungsarbeit zu stärken. 16. Ansätze der außerschulischen historisch-politischen Bildungsarbeit gegen Antiziganismus/Rassismus gegen Roma und Sinti459
Bericht der Unabhängigen Kommission Antiziganismus: Handlungsempfehlungen – Außerschulische Bildung; 16. Ansätze der außerschulischen historisch-politischen Bildungsarbeit gegen Antiziganismus/Rassismus gegen Sinti_ze und Rom_nja. Seiten 458-459.
Bildungsarbeit in Gedenkstätten und Dokumentationszentren
Die Unabhängige Kommission Antiziganismus empfiehlt …
• die vermehrte Entwicklung und Durchführung von Angeboten der Gedenkstätten, die explizit gegenwärtigen Antiziganismus/Rassismus gegen Roma und Sinti bearbeiten. Dies ist etwa mittels der Auseinandersetzung mit der Geschichte der Gedenkstätten als Orten des Protests von Roma und Sinti möglich.
• die deutlich verstärkte Mitwirkung von Selbstorganisationen der Roma und Sinti und einzelnen Akteur_ innen. Mit ihrer langjährigen Praxiserfahrung im Bereich antiziganismuskritischer Bildungsarbeit sind die Selbstorganisationen an Konzeption und Durchführung entsprechender Angebote in den Gedenkstätten und Dokumentationszentren maßgeblich zu beteiligen.
• den vermehrten Zugang von Roma und Sinti zur Mitarbeit in Gedenkstätten. Im Rahmen regulärer Beschäftigungsverhältnisse sind eine nachhaltige Partizipation an der dortigen Arbeit sowie die Repräsentation der Perspektiven von Personen mit Antiziganismuserfahrungen in der Vermittlungsarbeit der Gedenkstätten sicherzustellen.
• den Ausbau und die Intensivierung des Erfahrungsaustauschs der Gedenkstättenpädagog_innen. Hier ist ein Schwerpunkt auf antiziganismuskritischer Bildungsarbeit in den Einrichtungen zu legen.
• die Teilnahme der Gedenkstättenpädagog_innen und Vermittler_innen an Fortbildungsangeboten im Bereich antiziganismuskritischer Bildungsarbeit. Dabei ist darauf zu achten, dass Fortbildungsangebote genutzt werden, die längerfristig angelegt sind.
• eine Verbesserung des Bildungsmarketings seitens der Gedenkstätten und Dokumentationszentren. Angebote zu Verfolgung und zum Genozid an den europäischen Roma und Sinti sowie zu aktuellem Antiziganismus sind intensiver und adressat_innengerechter zu bewerben, um die Reichweiten bestehender Angebote zu verbessern.
• die Veröffentlichung einer Handreichung zu den Bild- und Quellenbeständen der „Rassenhygienischen Forschungsstelle“. Es besteht ein hoher Bedarf einer quellenkritischen Zusammenfassung des (foto-)historischen Forschungsstands für Ausstellungsmacher_innen, Autor_innen und Vermittler_innen. Ergänzend sind Handlungsempfehlungen und Methoden zum Umgang mit den fotografischen Quellen anzubieten. • die Einrichtung eines Förderprogramms für Forschungs-, Begegnungs-, und Vermittlungsprojekte. Hierbei sind die Kooperation von Gedenkstätten und Dokumentationszentren mit Selbstorganisationen der Roma und Sinti sowie ein selbstreflexiver Umgang mit Antiziganismus zur Förderbedingung zu machen.
Wir haben Genderungen durch die Volksbezeichnung „Roma und Sinti“ ersetzt. Zur Begründung:
- Es wird auch nicht im Ursprungsbericht überall gendergerecht formuliert.
- Der Bericht weist auf die kontroverse Diskussion zur Genderung hin.
- Wir möchten als Volk wahrgenommen werden. Als Individuen kann uns jeder gerne in unserer Vielfalt kennenlernen.
- Wenn es wirklich konsequent um Genderung geht, müsste man auch „Franzosen und Französinnen“ als „Femme et Homme“ formulieren. Bitte verstehen Sie diese Absurdität.
- Wir bevorzugen generell die Verwendung einer geschlechtsneutralen Form in der Sprache des Romanes.